Tonemapping? Art oder Unart?

  • Ok, zurück auf Anfang:
    Wir müssen in der Fotografie berücksichtigen, dass wir Sehgewohnheiten haben. Diese betreffen nicht nur natürliche Szenen, sondern auch das Betrachten von Fotos. In dem, was wir von einem Foto erwarten, wird es Unterschiede geben. Ich denke, dass wir aufpassen müssen, in Fotos nicht zu viel an Motivkontrast "hinein zu drücken". Wir müssen uns immer wieder klar machen, dass unser Auge zwar einen großen Dynamikbereich wahrnehmen kann und sich an viele Lichtsituationen adaptieren kann, aber eben auch Limitierungen hat:
    - Wenn ich aus einer Höhle ins Freie schaue, dann erkenne ich auf den dunklen Höhlenwänden in realiter eben auch kaum mehr was und gleichzeitig blenden mich die weißen Wolken.
    - Wenn Heißluftballons vor aufgehender Sonne starten, bin ich geblendet und kann nicht mehr alle Kontraste und Details wahrnehmen.
    - Wenn ein Bekannter durch eine sonnendurchflutete Tür tritt zu mir ins Haus tritt, dann erkenne ich ihn zuallererst an seinen Konturen und Bewegungen.


    Hier gilt es, mit Gefühl fürs Gesehene und Erwartete die Bilder technisch umzusetzen.


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    In Sachen Stilmittel habe ich einen offene Position: HDR und DRI kann auch ein Stilmittel sein, wie jede andere Technik ein Mittel zum Stil sein kann.


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    Nochmals zur Sampletiefe und dem Beispiel: Wenn man festlegt oder weiß, wie groß eine 1-Bit-Abstufung ist und was der niedrigste oder der höchste Wert repräsentiert, erst dann können wir von Kontrast oder Dynamik reden. Dein Beispiel mit dem 2-Bit-Bild weist den Weg.

  • Ich denke was Eric Reinhardt schreibt ist schon ganz vernünftig aber auch wieder ein wenig naiv: "Ein gutes HDR Image jedoch hat so zu sein, wie man es üblicherweise mit der normalen Fotografie erhalten würde. Es sollte getonemapped werden, um Ergebnisse zu erzielen, die man nicht sofort als Bearbeitung erkennt. High Dynamic Range Imaging ist nicht glamourös und bietet keine künstlerischen Ansätze!"


    Folgende Überlegungen:


    HDR Bilder lassen sich ohne tonemapping auf unseren derzeitigen Ausgabegeräten gar nicht darstellen und da sind die Probleme.


    1. Ein Tonmappingtool soll ein Bild erzeugen, dass auf einem beschränkten Ausgabegerät so aussieht, wie es dem menschlichen Sehen entspricht. Das scheint mir ein Ansatz wie der Versuch sich unter einer zu kurzen Decke zu kuscheln. Das Ergebnis kann nur ein mehr oder minder befriedigender Kompromiss sein, an dem es immer etwas auszusetzen gibt.


    2. Wenn ein Tonmappingtool automatisch ein Bild wie z.B. von Hiroshi Sugimoto hinbekommen würde, dann wäre das der Hammer und ich könnte aufhören den subtilen Umgang der Meister mit Licht, Farbe und Schärfe zu studieren und nachzueifern. Allerdings scheinen diese Tools im Moment davon noch weit entfernt zu sein.


    3. Tonemapping ist das Einfallstor des Schwachsinns. Fakt ist nämlich, dass die meisten Leute dies als Möglichkeit nutzen um ihre Bilder glamourös und dramatisch zu gestalten und damit nerven sie viele. Das ist keine Geschmacksfrage sondern Umweltverschmutzung die sich da breit macht. Die Leute sind sowieso schon so abgestumpft und immer findet sich jemand, der noch eins draufsetzt.


    4. Eine von diesen Fotoregeln lautet, "dass Lichter Zeichnung haben und Schatten nicht absaufen sollen." was für ein unreflektierter Schwachsinn. Mir scheint viele beschäftigen sich nur deshalb mit HDR und Mapping, weil für sie das Wichtigste ist, diese Regeln zu erfüllen. Ihr Credo ist dann, dass es ein gutes Bild ist, weil sie mit hohem technischen Aufwand die Regeln beachtet haben.
    Das ist mir zu wenig. Fotografie sollte von den menschlichen Sehfähigkeiten/gewohnheiten ausgehen und akzentuieren.



    Zusammenfassend würde ich derzeit sagen: HDR und Tonemapping versprechen die Annäherung an das natürliche menschliche Sehen aber dies passiert i.d.R mit automatischen Malprogrammen um den Preis das Subtiliät und Kontrolle verloren gehen. Gleichzeitig entstehen viele entscheidungslose und unakzentuierte Bilder, die sich allein an der Fotoregel oder dem Glamoureffekt orientieren. Gute Bilder haben es schwer und spätestens mit der Einführung HDR fähiger Sensoren und Monitore wird dies alles Vergangenheit sein und dann habt ihr eure Zeit verschwendet.


  • Hans hats auf den Punkt gebracht.
    Tonemapping kann nur als Mittel gesehen werden, die natürlichen Sehgewohnheiten auf zu brechen.
    Denn kein menschliches Auge, geschweige denn Kamera, oder PC-Monitor kann diesen großen Dynamikumfang darstellen.
    So bleibt also nur die Umwandlung einer HDR-Bilddatei in eine JPG-Bilddatei mittels Tonemapping
    und diese bleibt immer unnatürlich, sprich künstlich!!
    Das der Eine das Tonemapping extremer liebt, als der Andere ist eine reine Stil- und Geschmacksfrage.
    Und darüber sollte man nicht diskutieren !!!! --((
    Wenn hier EINIGE degegen sind, so ist das IHRE EIGENE MEINUNG,
    diese wird akzeptiert.
    Aber Menschen sind unterschiedlich und ebenso ihr Meinung + Geschmack und das ist gut so ;)


    cu HaPe

  • nein, das ist keine reine Stil- und Geschmacksfrage.
    sondern eine frage woran man kamereinstellung und bildbearbeitung ausrichtet:
    am natürlichen seheindruck oder an dem was man toll findet.


    der witz bei hdr ist ja der, dass viele HDRler HDR`s produzieren, die ohne HDR genauso (scheiße) aussehen könnten.


    probier mal nik colour effex pro tonal contrast und du weißt was ich meine.


    im gegensatz dazu steht gerhard und die leute die ich als wahre HDR freaks bezeichnen würde. sie holen aus hdr wirklich was raus. sie orientieren sich an der natürlichkeit und wenn ihre bilder künstlich aussehen, dann wissen sie dass sie am tonemapping gescheitert sind.


    andere bastler – und dazu würde ich jetzt mal ha-pe zählen orientieren sich an dem was sie toll finden. und das birgt das risiko der lächerlichkeit.


    "mein erstes HDR – so hergestellt, wie ich es in der fotochip oder bei doc baumann gelesen habe– ist es nicht toll?"


    puh! 8)

  • Zitat

    Original von Gerano
    im gegensatz dazu steht gerhard und die leute die ich als wahre HDR freaks bezeichnen würde. sie holen aus hdr wirklich was raus. sie orientieren sich an der natürlichkeit und wenn ihre bilder künstlich aussehen, dann wissen sie dass sie am tonemapping gescheitert sind.


    andere bastler – und dazu würde ich jetzt mal ha-pe zählen orientieren sich an dem was sie toll finden. und das birgt das risiko der lächerlichkeit.


    STRIKE!!! :D
    Endlich kommt er aus der Deckung und nennt Namen,
    (Wußte ichs doch, dass ein Gerano die Stil/Geschmacksfrage nicht gelten läßt) :P
    Was solls, meine Aussage steht weiter oben,
    aber nochmal für Gerano:
    Wenn ich ein HDR-Bild mit Tonemapping, auf ein JPG-Bild runterrechne,
    kann ich versuchen, dass es natürlich wirkt oder ich wähle die etremere Variante.
    Es bleibt immer künstlich, auch wenn es natürlich rüberkommen soll.
    Ergo brauche ich nicht den Weg über ein HDR, das geht auch mit anderen Mitteln.
    Und bevor Gerano noch zu Verbal-Attacken greift,
    verlasse ich diese unmöglich gewordene Diskussion :P


    cu HaPe