Wie so oft, steckt in jedem hier Geschriebenen ein Körnchen Wahrheit. Gera war(!) eine bedeutende Industriestadt, mit teilweise weltbekannten Betrieben (z.B.Fa. Hirsch, Wetzel Bohrwerke und noch einige). Industrie, wenn sie mal verschwunden ist, hinterlässt selten ästhetisch Schönes oder kulturell Wertvolles. Wer aber meint, das wäre nur in Gera so, sollte mal zum Beispiel in’s Ruhrgebiet fahren (Bochum, Essen, Oberhausen usw.). Dort ist es oftmals noch trister er als hier.
Beim großen Brand 1780 wurde die gesamte Innenstadt vernichtet (Ausnahme Schreibersches Haus). Daher fehlt die mittelalterliche Bausubstanz. Dann hat der ‚sozialistische’ Stadtumbau viele romantischen Ecken platt gemacht (Stichwort Mühlgraben). Die Wismut hat Gera einwohnermäßig aufgebläht und nach ihrem Verschwinden wieder schrumpfen lassen. Und dies hinterließ Runzeln.
Ich denke, die meisten Einwohner verlassen Gera nicht, weil es hier nicht schön ist, sondern weil es um Arbeitsplätze schlecht bestellt ist. Denn mit dem Weggehen trennen sie sich auch von der Familie, Freunden und Bekannten und das ist schmerzlicher als das Image der Stadt.
Immerhin: wir haben Dix (ein Alleinstellungsmerkmal), das Theater (um welches uns viele Städte beneiden), die Orangerie, den Hofwiesenpark, den Küchengarten, die Höhler (fast schon ein Alleinstellungsmerkmal, in jedem Fall eine Rarität) und sehr viele Gründerzeitvillen mit teilweise einzigartiger Architektur (Villa Schulenburg, Villa Voß).
Wer sucht der findet – sowohl im Positiven als auch im Negativen !